Diktator Than Shwe wird in Indien wie "Der König von Burma" empfangen
Südostasien
jonas m lanter
Er wurde von Indiens Premier Manmohan Singh wie ein hoher Staatsgast empfangen: Ankunft in einer Limousine am Präsidentenpalast in Old-Delhi, eine hochoffizielle Begrüssung nach Protokoll auf rotem Teppich. Das Abschreiten der Ehrengarde fiel wegen Regens aber aus. Doch der am Dienstagmorgen mit allen Ehren empfangene Gast ist kein langjähriger Partner Indiens oder der Staatschef eines einflussreichen Landes: Es ist Than Shwe, Armeechef, Diktator und tausendfacher Mörder aus dem benachbarten Burma.
Angst vor Pekings Einfluss
Fünf Tage sind für seinen Indien-Besuch geplant. Auf dem Weg hatten Than Shwe und seine Familie in Bodhgaya; rund 1000 Kilometer südöstlich von Delhi, Halt gemacht. In einem für Buddhisten wichtigsten Pilgerorte nahm Than Shwe, der 2007 von buddhistischen Mönchen angeführte Proteste niederschlagen liess, an einer Zeremonie in einem buddhistischen Tempel teil und spendete mehr als 11.000 US-Dollar; welches nebenbei einem 30-Jahres-Einkommen eines burmesischen Durschnittarbeiters entspricht!
Am Dienstag traf er Indiens Aussenminister S. M. Krishna und Premier Manmohan Singh zu Gesprächen über eine Reihe bilateraler Abkommen. Indien plant, noch mehr Geld in Burmas Infrastruktur zu investieren.
Dies auch im Wissen um Pekings wachsendem Einfluss in Burma entgegenzuwirken.
Menschenrechtsgruppen haben die Entscheidung der indischen Regierung Burmas Armeechef wie einen hohen Staatsgast zu empfangen aufs äusserste kritisiert. Noch Anfang der 90er-Jahre hat Indien die burmesische Demokratiebewegung und deren Anführerin Daw Aung San Suu Kyi lauthals unterstützt und das Regime für ihre Menschenrechtsverbrechen kritisiert. Doch seit Mitte der 90er-Jahre bemüht sich Indien um gute Beziehungen zu Burmas Regime.
In dieser Zeit hatte Peking begonnen die Kontakte zur Junta auszubauen. Burma ist reich an Bodenschätzen und verfügt über grosse Edelsteinvorkommen, Erdgas und sonstigen Bodenschätzen an denen Indien und China gleichermassen interessiert sind und jeweilige Bedenken betreffend Menschenrechten nun ausser acht lassen.
Indien bemüht sich zudem um eine Seeverbindung für seinen komplett von Land eingeschlossenen Nordosten. Diesbezügliche Verhandlungen mit Bangladesch sind gescheitert. Der Weg durch burmesisches Gebiet ist die Alternative.
Burmas Junta soll Indien auch dabei helfen, die Aufstände in dieser Region zu beenden. Dort kämpfen schon seit Jahrzehnten bewaffnete muslimische Gruppen für eine Abspaltung von Indien. Einige Gruppen nutzen den burmesischen Arkan-State als Rückzugsgebiet.
Burmas Diktator dürfte im Gegenzug Indiens Premier darum bitten, dass Indien die Wahlen anerkennt, die das Regime in diesem Jahr abhalten.
Westliche Regierungen haben die Abstimmung bereits jetzt als Farçe angeprangert!
28th July 2010
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