Die Katastrophe nach der Katastrophe
jonas m. lanter
Zuvor hatte sich der Streit zwischen der Militärjunta und der UN zugespitzt: In einem beispiellosen Affront hatte das Militärregime in Burma Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms beschlagnahmt. Die Regierung wies diese Darstellung zurück. Zudem verweigerten die Generäle auch knapp eine Woche nach dem verheerenden Zyklon 'Nargis' ausländischen Helfern die Einreise - auch dies ist ein nach UN-Angaben in der Geschichte der humanitären Arbeit ein noch nie dagewesener Vorgang.
WFP-Sprecher Paul Risley teilte in Bangkok mit, "alle Lebensmittelhilfe und Ausrüstung wurden beschlagnahmt, die wir bislang geschafft haben, hinein zu bringen". Es sei unklar, warum die Hilfslieferung - darunter 38 Tonnen energiereiche Kekse - beschlagnahmt worden sei.
"Ich verliere die Geduld"
Der UN-Koordinator für humanitäre Aktionen, John Holmes, sagte der französischen Zeitung "Le Monde", er wisse nicht, warum die Behörden ausländischen Helfern und Organisationen den Zugang zur Not leidenden Bevölkerung verhindere. "Ich verliere die Geduld", zitierte die Zeitung Holmes. Aber es gebe keine andere Möglichkeit, als die Verantwortlichen von der Notwendigkeit zu überzeugen, ihre Politik zu ändern. Es gehe um die Versorgung von bis zu 1,5 Millionen von 'Nargis' betroffenen Menschen.
Das birmanische Aussenministerium erklärte, man sei zwar dankbar für Versorgungsgüter aus dem Ausland, wolle diese aber selbst verteilen. Am Donnerstag sei in Rangun ein Flugzeug mit Rettungskräften gelandet, die keine Einreisegenehmigung gehabt hätten. Die Maschine sei zurückgeschickt worden. Erst am Donnerstag waren außerdem die ersten Flugzeuge des Roten Kreuzes und des Welternährungsprogramms (WFP) mit Versorgungsgütern in Myanmar gelandet. Amerikanische Militärflugzeuge mit Hilfsgütern wurden weiter abgewiesen.
Der in Norwegen ansässige Sender 'Democratic Voice of Burma' veröffentlichte Bilder des Elends im von 'Nargis' am schlimmsten betroffenen Irrawaddy-Delta. Auf eine Strasse hatte jemand geschrieben "Bitte kommt und helft uns". Wenige Meter weiter stand "Wir haben Hunger".