Jede Nacht werden Tote aus Gefängnissen abtransportiert. Oppositionspolitiker unter den Opfern. 71 Leichen wurden am 26. September von der Junta ins Ranguner Yewywey - Krematorium 'verfrachtet'.
Jonas M. Lanter
Die junte Burmesin ist jetzt Lehrerin in Rangun und hat die Scherben ihres Lebens irgendwie wieder zusammengesetzt. In der Hoffnung, dass sich irgendwann die Situation ändern wird. Ihr hat sich die Horrorzeit im Insein-Gefängnis unwiderruflich ins Gedächtnis gebrannt. 'Sechs Jahre, fünf Monate und fünf Tage hat ihr Martyrium gedauert - zwischen 1992 bis 1998 sagt sie. Darüber reden will sie aber nicht. 'Da drinnen im Insein ist viel passiert, jeden Tag'; sagt sie monoton und leise.
Keiner, der je lebend aus dem Foltergefängnissen der Militärjunta herausgekommen ist, zweifelt daran, dass die Handlanger des Regimes mit Blut an den Händen jetzt wieder am Werke sind. Die AAPP ist eine Menschenrechtsgruppe im benachbarten Thailand und kümmert sich um politische Gefangene und deren Familien. Den neusten Fall hat diese soeben dokumentiert und veröffentlicht: Saw Ko Win Shwe (42-jährig) und Mitglied der Oppositionspartei NLD sei in Polizeigewahrsam in Mandalay umgekommen. Die Leiche sei soforf verbrannt worden. 'Er starb als Folge der Folter'.
Das Militär ist für seine Brutalität berüchtigt und setzt auf psychologische Kriegsführung.'Wir kennen die Täter!', schrillte es letzte Woche aus Lautsprecherwagen, die durch die Strassen fuhren und die Menschen davor warnten, Nachbarn, Eltern oder sogar Kinder zu verstecken, welche an den Protesten teilnahmen. Die Generäle nehmen Rache.
Fürchterliche Rache, wie Bilder und Berichte zeigen, die trotz aller Einschüchterungsversuche doch nach draussen gelangen. Auf einem Photo ist die Leiche eines Mönches zu sehen, die fast nackt im Rangun-Fluss treibt. Nachbarn des Yewwey - Krematoriums sehen am 26. September, wie Behörden in dieser Nacht 71 Leichen bringen. Dass aus dem berüchtigten Insein - Prison in Rangun täglich drei, vier Tote getragen werden, dringt auch nach draussen. 'Business as usual' denkt sich die Junta! AAPP hat das Schicksal unzählig politischer Gefangener in Burma dokumentiert. Unerträgliche Schmerzen, Folter bis zum Tode, Vergewaltigung, Zwangsarbeit, Schlaf- und Essensentzug, Demütigungen und SIPPENHAFT von meist betrunkenen oder Speed-abhängigen, kriminellen Handlangern der Junta bedienen sich der Grausamkeiten. Dies berichten Überlebende.
Neben der Folterkammer werden regelmässig auch Schweine geschlagen, um die Schreie der Gemarterten zu übertönen. 32 Arbeitslager gibt es laut deren Angaben, 43 Foltergefängnisse und 5000 politische Gefangene, vielleicht aber auch mehr. Bei den jüngsten Razzien sollen tausende dazugekommen sein.
In der Regime-Zeitung 'New Light of Myanmar' erklären sie den Aufstand von Mönchen und Zivilisten für beendet und kehren unbekümmert zur 'normalen Ordnung' im Lande zurück.
11. Oktober 2007