Nach der erneuten Verlängerung des Hausarrestes wird Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie nächstes Jahr nicht an den Wahlen teilnehmen
Die Europäische Union verschärfen Sanktionen gegen die Junta. Das Dilemma liegt aber beim UN-Sicherheitsrat und seinen exklusiv-privilegierten Atom-Wirtschafts-Mächten
Ein 'Vereintes Burma' mit seinen 53-Millionen Bewohnern bleibt ohne Aung San Suu Kyi undenkbar
Einziger Ausweg wäre ein Putsch von Innen. Würde dieser im Vielvölkerstaat zum Bürgerkrieg führen?
jonas m lanter
Nach der erneuten Verlängerung des Hausarrestes wird Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie nächstes Jahr nicht an den Wahlen teilnehmen - Chronologie der Ereignisse
Burmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi trotzt den Militärmachthabern ihres Landes seit Jahrzehnten. Die 64 Jahre alte Symbolfigur der Demokratiebewegung in dem asiatischen Staat wird mit Unterbrechungen seit Jahren unter Hausarrest isoliert.
26. August 1988: Die Tochter des Nationalhelden Aung San führt einen gewaltlosen Aufstand gegen die seit 1962 in Burma herrschenden Militärs an. Nach der gewaltsamen Niederschlagung wird sie am 20. Juli 1989 erstmals unter Hausarrest gestellt.
27. Mai 1990: Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie gewinnt die Wahlen in Burma. Die Militärjunta erkennt den haushohen Sieg nicht an.
14. Oktober 1991: Für ihren gewaltlosen Widerstand gegen das Militärregime wird sie mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
10. Juli 1995: Der Hausarrest wird aufgehoben - bis im Jahre 2000.
Mai 2002: Suu Kyi wird erneut aus dem Hausarrest entlassen und bei Fahrten durch das Land triumphal gefeiert. "Unbekannte" der burmesischen Speerspitzen, der USDA (Union Solidarity and Development Association = einer, in Anführungszeichen, sozialen Organisation des brutalen Militär-Regimes), greifen ihre Wagenkolonne an und töten mehrere Anhänger der Nationalen Liga für Demokratie (NLD). Aung San Suu Kyi überlebte dank der Reaktion ihres Fahrers und ihrer Bodyguards. Dieser Überfall wird auch ‚Black Friday’ oder ‚Depayin Massacre’genannt. Die Friedensnobelpreisträgerin wird am 31. Mai 2003 in "Schutzhaft" genommen.
September 2003: Nach einem Hungerstreik Suu Kyis wandeln die Militärs die Haft in einen befristeten Hausarrest um, der trotz internationaler Proteste immer wieder verlängert wird - zuletzt im Mai 2008 um ein weiteres Jahr.
20. September 2007: In der ehemaligen Hauptstadt Rangun und anderen Landesteilen beginnen Proteste gegen das Militärregime. Nach Oppositionsangaben kommen dabei mindestens 200 Menschen ums Leben.
9. Februar 2008: Die Machthaber kündigen ein Verfassungsreferendum und Parlamentswahlen für 2010 an. Lady Suu Kyi darf nicht kandidieren.
10. Mai 2008: Während in Burma Hunderttausende Opfer des Zyklons Nargis um das Überleben kämpfen, lässt die Junta über die umstrittene Verfassung abstimmen. Ergebnis: Mehr als 92 Prozent Zustimmung.
6. Mai 2009: Ein Amerikaner wird festgenommen, nachdem er mehrere Tage im abgeriegelten Haus der Oppositionsführerin war. Suu Kyi spricht im Polizeiverhör von einem "illegalen Eindringling".
14. Mai: Die Machthaber verlegen Suu Kyi wegen des Vorfalls aus dem Hausarrest in das berüchtigte Insein-Foltergefängnis.
18. Mai: Ein Gerichtsverfahren gegen Suu Kyi wegen Verstosses gegen Arrest-Auflagen beginnt. Die Europäische Union fordert ihre Freilassung und spricht von einem Schauprozess der Junta und einer persönlichen Fehde von General Than Shwe.
4. Juli: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon fordert bei einem Besuch in Burma die Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin und der anderen rund 2100 politischen Gefangenen. Ein vom Generalsekretär gefordertes Treffen mit Suu Kyi wird ihm von den Machthabern verwehrt.
10. Juli: Nach sechswöchiger Unterbrechung wird der Prozess gegen die Friedensnobelpreisträgerin fortgesetzt, die Verkündung des Urteils danach mehrfach verschoben.
11. August: Ein Sondergericht verurteilt Suu Kyi zu drei Jahren Arbeitslager. Diktator Than Shwe wandelt die Strafe in 18 Monate Hausarrest um.
12. August: Aung San Suu Kyi's Anwälte gehen in Berufung.
Die Europäische Union verschärfen die Sanktionen gegen die Junta. Das Dilemma liegt aber beim UN-Sicherheitsrat und seinen exklusiv-privilegierten Atom-Wirtschafts-Mächten
jonas m lanter
Der Ratspräsident der EU kündigt an, weitere Sanktionen gegen Burma zu verhängen. Private Konten von 500 Crownies - was soviel wie Günstlinge der Machthaber bedeutet - und auch die der Generäle wurden gesperrt, Einreiseverbote verhängt und Exportverbote erlassen. Die Europäische Union hatte Ende April die Sanktionen verlängert. Neben einem Waffenembargo gelten in der EU Einfuhrverbote für Edelhölzer und Edelsteine aus Burma. Auch die Vereinten Nationen wollen ihre Sanktionen gegen das Land verschärfen.
Zwangsmassnahmen lösen die Probleme Burmas aber bei weitem nicht. Der UN-Sicherheitsrat; auch gerne als Weltsicherheitsrat bezeichnet, verhindert mit seinen Vetorechten jeglichen Fortschritt. Denn seine ständigen Mitglieder; China, Russland, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Grossbritannien liegen immer noch in den Nachwehen des Kalten Krieges, verfügen über Atomwaffen und konkurrieren sich im Kapitalismus. Einen Kapitalismus in Burma zu installieren ist aber eher undenkbar und nur schwer realisierbar.
Ein 'Vereintes Burma' mit seinen 53-Millionen Bewohnern bleibt ohne Aung San Suu Kyi undenkbar
jonas m lanter
Suu Kyis Vater hat Burma aus der Knechtschaft der Kolonialmacht des Vereinigten Königreiches befreit und ist 'Der Staatsheld'.
Daneben spielt auch der Aberglaube eine grosse Rolle im Alltag jedes Burmesen. Einige der Völker, wie die der moslemischen Rohingyas, haben keine Existenzberechtigung. Gemäss dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 zählt sie nicht zu den 135 einheimischen Bevölkerungsgruppen und haben somit keinen Anspruch auf die burmesische Staatsbürgerschaft. Auch sind 32 % der Burmesen indigenen Ursprungs.
Kriegshandlungen unter den verschiedenen Gruppierungen und Ethnien existieren seit jeher. Der "längste" Krieg unserer Zeit wütet seit 60 Jahren zwischen Guerillas, ethnischen Gruppierungen, nach Autonomie strebenden Völkern und der herrschenden Junta.
Lady Aung San Suu Kyi ist die einzige; sie hat die Herzen aller Burmesen gewonnen!
Einziger Ausweg wäre ein Putsch von Innen. Würde dieser im Vielvölkerstaat zum Bürgerkrieg führen?
jonas m lanter
Hier auf eine andere Person als Aung San Suu Kyi und ihre Nationale Liga für Demokratie zu setzen wäre falsch. Es würde den sicheren Bürgerkrieg bedeuten. Denn die Friedensnobelpreisträgerin hat sich den Respekt aller Volksgruppen nach langen Jahren und harter Entbehrungen erkämpft. Sie hat die Herzen aller Burmesen gewonnen!
Ein Putsch von Innen ist nur möglich durch den Zusammenhalt der Nationalen Liga für Demokratie und ihrer Ikone. Denn nur sie ist ein Garant für Sicherheit und gegenseitigen Respekt. Nur ihr kann es gelingen, die Korruption erfolgreich zu bekämpfen und die sozialen Missstände zu beheben, die Uneinigkeit unter den verschiedenen Oppositionsgruppen zu durchbrechen.
Sollte sie und ihre Nationale Liga für Demokratie von den Wahlen nächstes Jahr ausgeschlossen bleiben, werden die Menschen rebellieren, um den Umsturz herbeizubringen. Denn eine so charismatische Oppositionsführerin ergibt sich für ein gemeinsames Burma nur dieses einte Mal. Sollte es der Junta gelingen, die Wahlen abzufälschen und jeden 'Aufmüpfenden' zum Schweigen zu bringen, wird Burma weiterhin das bleiben, was es ist.
Die Junta wird sich den ASEAN (Verband Südostasiatischer Nationen) und dem Westen nicht beugen. Ein Putsch in späteren Jahren wird das Volk untereinander weiter entzweien und letztlich den Bürgerkrieg bringen.
Nur stellt sich die Frage was denn besser wäre, wenn Suu Kyi und ihre Partei nicht an den Wahlen teilnehmen kann: Eine Junta mit eiserner Hand oder einen Bruderkrieg im eigenen Land?
12th August 2009