Burma; "Immer mehr Mönche und Studenten werden verhaftet!
Mae Sot, 1. Dezember 2007
Jonas M. Lanter
Interview mit Nay Tin Myint (Nationalen Liga für Demokratie; NLD). Studentenführer von 1988, Neffe und ehemaliger Bodyguard von Aung San Suu Kyi. Lebte 1987/88 ein Jahr zusammen mit der Friedensnobelpreisgewinnerin und überlebte 15 Jahre in den Kerkern der Burmesischen Junta. Mit dabei ist der zweite Sekretär der NLD liberated area, Aung Zaw Htwe
Flüchtlinge zwingen sich unter dem Grenzzaun nach Thailand
Aung Zaw Htwe und Nay Tin Myint (Bodyguard & Neffe von Aung San Suu Kyi)
- Wie sieht die momentane Lage in Burma aus:
"Bereits wurden über 5 % aller Studenten in Haft gesetzt und mehr als 10'000 Menschen gelten als vermist. Ich selbst bin vor fünf Wochen von Rangun hierher geflüchtet. Ich war der Bodyguard von Aung San Suu Kyi und einer der leitenden Studenten der Demokratiebewegung von 1988. Ich bin ein Neffe von Suu Kyi."
-Wir hören nur immer von einigen Toten und dass die Lage nun entspannter sei.
"Dem ist überhaupt nicht so. Die Polizei der 'Ye Njunt Youth' - Spezialeinheit und dem leitenden Geheimdienst gehen von Tür zu Tür und verhaften ganze Sippschaften!
Vor fünf Wochen waren bereits 5 Prozent aller Studenten des Landes in Haft oder gelten als verschollen. Täglich erhöht sich diese Zahl!
Alleine in Rangun wurden vier Internierungslager zusätzlich eingerichtet. Dorthin werden auch weiterhin Mönche verschleppt.
In einem Ranguner Kloster wurden alle Mönche ermordet! Man hat sie mit Steinen und Gewehrkolben erschlagen, einige wurden erschossen. "
-Ist dem wirklich so?
-Kommen noch Flüchtlinge nach Thailand durch?
"Gehen Sie an den Moi-river, dort können Sie sehen, wie die Menschen illegal versuchen Thailand zu erreichen. So kommen jeden Tag bis hundert Studenten und Mönche an, einige schwer verletzt."
-Ja, ich habe gesehen, wie ein verletzter Mann über den Fluss getragen wurde. Auch kann man auf dem obigen Foto erkennen, dass die Menschen alles Mögliche unternehmen, um nach Thailand zu kommen. Sie kriechen unter dem Drahtzaun der Grenze durch!
-Sie waren 1988 ein leitender Studentenführer und der Neffe von Aung San Suu Kyi. Was ist mit Ihnen dann geschehen?
"Ich wurde verhaftet und im '88 ins Insein-Zuchthaus verbracht. Dort wurde ich gefoltert. Sie haben mich in einen Hundezwinger gesteckt. Meine Zelle war nicht grösser als eine Telefonkabine. Dies war meine Arrestzelle für zwei Jahre.
Danach wurde ich in den politischen Trakt verlegt. Dort hörten auch die Folterungen auf.
Später brachte man mich in das Mandalay-Zuchthaus und danach in den Norden des Landes, wo ich in einem Arbeitslager zwangsinterniert wurde. Schläge und Erniedrigungen waren alltäglich. Wir bekamen nur Wasser und ein wenig Brot. Viele starben an Hunger, Auszerrung und an den Schlägen! Die Toten wurden einfach verbrannt; deren Asche auf unsere Anbau-Felder gestreut. Jeder neunte starb bei uns!
Wir konnten für uns Gemüse anbauen, aber das meiste haben die Wachleute für sich behalten."
-Wie konnten Sie das überleben?
-Wie kamen Sie frei?
Wie ging es dann weiter?
"Nach einem halben Jahr war ich wieder so genesen, dass ich mich wieder der NLD anschloss. Denn die Gegner der Junta kennen mich ja alle und hatten Vertrauen zu mir. Schliesslich war ich auch verantwortlich für die Sicherheit von Aung San Suu Kyi und bin ihr Neffe.
Als dann die Junta die Preise diesen Herbst so anhob, dass das Volk unter Hunger und Krankheit litt, ging ich wieder auf die Strasse und organisierte Treffen. Als ich dann hörte, dass einer nach dem andern der NLD verhaftet wurde, versteckte ich mich in Rangun bei Freunden. Von vielen Studenten und Mönchen weiss man nicht, ob sie überhaupt noch leben. Über 10'000 Menschen sind seither spurlos verschwunden!"
Das Interview wurde am 1. Dezember an der Grenze Thailand/Burma geführt.
Für Anfragen telefonieren Sie mir bitte unter 0066 (Thailand) /860 577 692 oder aseannews@gmx.netInterviews können über Skype geführt werden (Skype-name: jonas.lanter)
1. Dezember 2007
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