Donnerstag, 6. Dezember 2007

Burma; unterwegs mit dem 101st. Special Bataillon der Karen National League Army - KNLA

Jonas M. Lanter

Wir befinden uns in nördlichen Teil Burmas nahe zur Thailändischen Grenze. Wie wir später erfahren unterhält die Burmesische Junta hier ein wichtiges Umspannwerk für Fernseh- und Kommunikationsverbindungen.

Schon Tage zuvor hätten Soldaten der 101st. Spezial Brigade der Karen National League Army (KNLA) den Weg dorthin detailliert aufgezeichnet und Pläne erstellt. Zu meinem Erstaunen stammen die Karten noch von den Engländern. Diese sollen viel detaillierter sein als die heutigen der Burmesischen Junta.

Von Hand sind die Posten der SPDC (State Peace and Development Council) eingezeichnet und mögliche, vergrabene Minen sind aufgeführt. Die KNLA ist der militärische Arm der Karen National Union (KNU) und niemand weiss genau, wohin sie ihre Minen in den vergangenen Jahren verlegt haben und wo die der Junta sind schon gar nicht. Äusserste Vorsicht ist geboten.


Burma: Von Jahr zu Jahr mehr Minenopfer. Heute sterben mehr Menschen an deren Folge als in Kambodscha

An einem überschaubaren Punkt müssen wir bis zum Eindunkeln warten (17.30Uhr)

Plastiksprengstoff von Mörsergranaten, welche nicht detonierten, wird verwendet. Diese wurden von der Burmesischen Junta (SPDC) auf Dörfer des Volkes der Karen abgeschossen. Der Abgebildete Weisse ist unser Kameramann

Orte und Soldaten dürfen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen oder fotografieren. Die Operation gilt als geheim und wird daher auch von deren Spezialeinheit ausgeführt. Auch wir erfahren erst kurz vor dem Ort, was für ein Sabotageakt ausgeführt werden soll. Wir bemerken zwar die vollgepackten Rucksäcke. Doch wir wissen nicht, ob sich darin Verpflegung und Munition befindet oder auch anderes. Auf Fragen wird ausgewichen.

Nach etwa zwei Stunden Fahrt den Saloween-River stromaufwärts steigen wir aus den Booten. Nach weiteren 40 Minuten Fussmarsch müssen wir einen Aussenposten der Junta unbemerkt umgehen und laufen nun landeinwärts.


Aussenposten der SPDC müssen umgangen werden (Symbolbild nahe Moulmein; Burma)

Wo wir uns genau befinden, wird uns nicht gesagt. Aber die Soldaten kennen das Gebiet hier sehr genau.
Mein Satellitennavigationssystem (GPS) bleibt ihnen nicht verborgen. Und so wird es kurzerhand 'in Anspruch' genommen. Es zeigt mir aber noch, dass wir nur etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt sind und speichere den 'Wegpunkt' unbemerkt ab.

Von den 24 Soldaten, welche wir begleiten, warten acht bei uns. Die anderen ziehen weiter. Geredet wird nur ganz leise. Ich bemerke, dass der Lauf eines Russischen Gewehres des Typs 'Kalaschnikowa' AK-47 'ausgeleiert' ist. Auf meine Frage hin sagt man mir, dass viele AK's noch aus dem Vietnam-Krieg oder Kambodscha stammen.
Die neuen Gewehre beziehen sie laut dem Premier Minister der Karens und Präsident aller Ethnischen Gruppierungen, Saw Ba Thin Sein, auch von der Junta selbst.

Anmerkung: Siehe demnächst Interview und Fotos mit dem Präsidenten und Chairman der KNU-KNLA und des 'Ethnic Nationalities Council Union of Burma' Saw Ba Thin Sein. Wir kennen uns bereits seit 14 Jahren und Ba Thin ist ein guter Freund des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carters und des Birmanischen Premier Minister Dr. Sein Win, welcher in Norwegen im Exil lebt.

Nun ist es Zeit an unser Ziel zu geraten, denn es ist bereits 17.30Uhr und langsam bricht die Finsternis herein. Nach kurzem Marsch treffen wir wieder auf unseren vorangegangenen Trupp. Plötzlich sehen wir Strommasten. Instinktiv denke ich, dass wir hier am richtigen Ort sind.

Jetzt muss schnell gehandelt werden. Jeder Griff sitzt. Kabel werden ausgepackt und mit einem gezielten Wurf über den Strommasten werden die Drähte kurzgeschlossen. Es funkt und zischt. Das Metall schmilzt. Dann Stille. Man sagt uns wir sollten aufpassen und nicht unter den Masten stehen. Warum erfahren wir gleich. Plötzlich ein lauter Knall, flüssiges Metall 'regnet' von den Leitungen. Ein hoher Impulsstrom wurde hindurchgeschickt. Dies um zu schauen, ob ein Baum oder sonst was auf die Leitungen gefallen ist und den Stromunterbruch verursacht hat. In der Ferne können wir die Lichter nicht mehr sehen. In der Dunkelheit erkenne ich, dass einige Soldaten nun einen Zaun 'kappen'. Auf meine Frage sagt man mir, dass dieser unter Strom stand. Nach einiger Zeit eine ohrenbetäubende Detonation. Die Power-Station ist zerstört.

Wir hätten jetzt etwa zwei Stunden Zeit, bis die Wache der Junta Verstärkung hierher beordert hat. Wir beeilen uns. Im schnellen Schritt geht es den Weg zurück zum Salowenn-River. Dort angelangt erwarten uns einige der Karen-Soldaten mit den Booten. Ich denke, dass wir nun wieder den gleichen Weg zurück nehmen. Wir haben den Vorteil, dass wir nun stromabwärts fahren können. Schon nach etwa 20 Minuten verlassen wir die Boote und laufen schnellen Schrittes inmitten der Soldaten.
Nach einer weiteren halben Stunde sind wir angeblich an der Grenze zu Thailand, aber weiter nördlicher als vorhin. Meinem GPS ist schon vor einiger Zeit die Batterie ausgegangen. Aber die Soldaten wissen genau wo wir sind. Einige Gestalten blinken uns mit einer Taschenlampe; den Funkverkehr verstehe ich nicht. Einige der Karen-Soldaten aber auch Juntas kann ich sprechen hören.
Die Lage unter uns ist sehr angespannt aber dennoch ruhig. Wir überqueren nochmals einen kleinen Fluss und die Soldaten trennen sich in verschiedene Richtungen. Drei andere bleiben bei uns. Sie wechseln ihre Uniformen mit normaler Burmesischer Kleidung; einem um den Körper gebundenes Tuch.

Wie mir später von anderer Seite gesagt wird, 'arbeiten' viele dieser Soldaten dieser Spezial-Einheit noch als 'Geldeintreiber'. Darunter muss man verstehen, dass diese anscheinend auch für Überfälle auf Thailändische Tankstellen und an Entführungen teilnehmen. Schutzgelderpressungen scheinen hier unter den Burmesen selbst die Regel zu sein. Auch wurden schon grosse Baumaschinen für den Thailändischen Strassenbau hier an der 105 Strasse gestohlen und nach Burma in den Karen-State verbracht. Sie gilt als eine der gefährlichsten Strassen überhaupt und nachts sollte man diese meiden. Nach einer kurzen Zeit trennen sich einige der Soldaten. Nach deren Angaben wohnen einige hier mit ihren Familien als Bauern.

Die Waffen und das Gepäck werden irgendwo in Bambushütten versteckt. Um dies genau zu erkennen ist es zu dunkel. Das Mondlicht scheint zwar hell, aber man sieht nur Umrisse. Nun werden wir von zwei anscheinend normalen Bauern abgeholt und zu unserem Kommandanten auf Thailändischer Seite gebracht. Wir verabschieden uns kurz und bemerken, dass unser Tank an unserem Pick-up fast leer ist und der Kilometerstand um 120km höher liegt. Später erahnen wir, für was die unser geleastes Auto missbraucht haben könnten.

Unterwegs bemerken wir, dass nebst dem Licht an den Strassen in den Hütten auch keine der beliebten Fernsehgeräte laufen. Und dies gerade am Wochenende, wo doch die Thailänder gerne ihre Spielfilme oder Sport schauen und dazu reichlich Alkohol trinken. Nach kurzer Fahrt kommen wir in unserem Bungalow an. Die Chefin schimpft: "No power", den Rest verstehe ich nur teilweise. "…am Wochenende" und flucht auch über die Burmesen. Leider habe sie keinen Generator. Denn hier entlang der Grenze fliesst der Strom aus Burma. Wie wir erfahren, passieren hier immer wieder solche Zwischenfälle! Daher haben einige für Thailändische Verhältnisse teure Bungalows eigene benzinbetriebene Generatoren.

Mein Kollege und ich sind ein wenig nervös. Wir sehen Thailändisches Militär vorbeifahren und plötzlich halten einige Fahrzeuge vor den Bungalows. Unser Herz pocht! Wir sagen höflich auf Thailändisch guten Abend. Die Militärs erwidern. Sie quartieren sich gerade neben uns im Bungalow ein. Um mitternacht gehen wir schlafen. Die Militärs hören wir noch lange lachen. Am anderen Tage sehen wir, wie auf Thailändischer Seite die Leitungen zur Grenze hinauf mit Arbeitern auf der Ladefläche eines Pick-Up's abgefahren werden, um weitere Schäden zu beheben.

6. Dezember 2007

Interview mit Premier und Chaiman der Karens und aller Ethnischen Gruppierungen in Burma, der 'ETHNIC NATIONAL COUNCIL, UNION OF BURMA'


Von links; zweite Person Dr. Sein Win, Präsident aller Exilburmesen. Vierter; Ex-Präsident der Vereinigten Staaten der USA, Präsident Jimmy Carter und daneben PM Ba Thin Sein, Leader der KARENS und aller Ethnischen Nationalitäten (ENC)

Interview folgt in Kürze! - Burma will Pläne für den Bau eines Atomreaktors verwirklichen!
Jonas M. Lanter, Moulmein Burma

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