Donnerstag, 12. Februar 2009

Mizzima News erhält den Friedensnobelpreis des World Press Freedom Komitees

Burmas Oppositionswebseite Mizzima News aus Neu Delhi erhält den Friedensnobelpreis des World Press Freedom Komitees

jonas m lanter

Fotos, Berichte und Filme aus Burma laufen in Neu Delhi zusammen und gehen von hier rund um die Welt: Mizzima News wurde im indischen Exil von oppositionellen BurmesInnen aufgebaut.

Gegründet wurde Mizzima News von vier Journalisten.
Viele westliche Medien greifen auf Fotos und Berichte dieser Agentur zurück. Diese berichten seit Jahren über aktuelle Geschehnisse innerhalb Burmas.
'Vikas Puri', ein Stadtteil, der ganz im Westen von Neu Dehli und weitab des touristischen Zentrums von Old-Delhi liegt, sind die kargen Räume der Redaktion.
Saw Mung Pi ruft an seinem Computer die E-Mails ab. Auf dem Bildschirm erscheinen Meldungen, die von Zeitungen und Fernsehsendern auf der ganzen Welt dringend gebraucht werden.
Das Interesse an Burma ist nach den gescheiterten und brutal niedergeschlagenen Protesten im Jahre 2007 geschwunden.
Dennoch sind die Berichte von Menschen aus Burma äusserst wichtig. Mung Pi, der stellvertretende Chefredakteur von Mizzima News, erzählt: "Es ist offensichtlich, dass der 'Staatsrat für Frieden und Entwicklung', die SPDC, wie sich das burmesische Militär nennt, jeden festhalten, der eine Kamera oder ein Handy offen herumträgt. Computer dürfen nur von privilegierten, juntatreuen Anhängern mit einer speziellen Erlaubnis der Junta genutzt werden. Jeder Passant kann Opfer von Durchsuchungen werden. In Rangun selbst hat es jetzt mehr Sicherheitsbeamte als je zuvor."

Neben Bangkok ist Neu Delhi das zweite Zentrum, an dem viele Meldungen aus Burma zusammenlaufen. Seit Beginn des Aufstands der Mönche ist die Agentur eine der wichtigen Quellen für Journalisten.
Dies erwähnte ihr Chef Saw Soe Mynt gegenüber der Deutschen Tagesschau. "Trotz der Informationsblockade
des Militärs und obwohl teilweise die Unterwasserkabel gekappt wurden, bekommen wir immer noch Nachrichten. Neue Technologien wie Satellitentelefone, GPS und Computer machen dies möglich. Ausserdem haben die BurmesInnen den Drang, Informationen aus dem Land zu schmuggeln - egal wie!"

Mynts Kollege Saw Mung Pi führt durch die Redaktion. Seit einigen Tagen kommen deutlich weniger Informationen rein. Denn die mit eiserner Hand regierenden Militärs
um Than Shwe haben einen Internetprovider vom Netz genommen.
"Dass trotzdem noch Berichte und Photos die Redaktion erreichen, ist sehr wichtig für uns", so Saw Mung Pi. "Aber wir fragen nicht nach, woher sie stammen. Ich fürchte, wir würden sonst den
Kommunikationskanal verlieren, den unsere Informanten nutzen."
Die Hauptaufgabe der 18 Redakteure liegt darin, Informationen zu überprüfen, bevor sie auf der Internetseite veröffentlicht werden. Entweder stimmen Berichte überein oder Saw Mung Pi und seine Kollegen greifen zum Telefon und versuchen die Bewohner der betroffenen Städte per Zufallsprinzip zu erreichen. Viel Geld bringt dies aber nicht ein.
Finanziell wird die Agentur von Journalistenverbänden, privaten Spendern (meist Exil-BurmesInnen) und NGO’s
unterstützt.

Hier im Stadtteil ‚Vikas Puri’ leben ungefähr 1800 Exil-BurmesInnen. Sie sind geflohen oder haben in Indien studiert und konnten nicht nach Burma zurückkehren. Indiens politische Position ist aber sehr widersprüchlich (siehe letzten Beitrag vom 6. Februar '09).

Auf der einen Seite gewährt das Land Flüchtlingen nur zum Teil Asyl. Die moslemischen Rohingyas werden meistens zurück geschickt. Wohlweislich, dass sie mit schweren Repressionen oder sogar dem Tode bestraft werden.
Indien ist neben China und Russland der drittgrösste Handelspartner der burmesischen Generäle.

Deshalb ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Denn es gibt keine Hinweise auf einen erneuten Aufstand des Volkes. Aber der Protest wird weiter gehen.

Die Mitarbeiter der Nachrichten-Agentur suchen deshalb möglichst viele Informanten im Land.

Mit den Verwandten konnten die Mitarbeiter der Mizzima News schon lange
nicht mehr telefoniert, um sie nicht zu gefährden. Denn die Junta hat wiederholt Eltern, Geschwister oder Verwandten von Mönchen oder Studenten verhaftet, die sich im Lande verstecken oder ins benachbarte Thailand flohen. Gegründet wurde Mizzima News am 8. August 1998. Also genau zehn Jahre nach der Niederschlagung der Studentenproteste, welche Tausenden von Menschen das Leben kostete.

Des weiteren wurde vom World Press Freedom Kommitee der letzten Dezember in Sri Lanka ermordete Journalist Lasantha Wickrematunga geehrt. Er wurde durch
die Internationale Federation of Journalists (IFJ) vorgeschlagen.

12. Februar 2009

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