Ein letzter Schachzug der Militärs, dem Kriegsverbrechertribunal zu entgehen?
jonas m lanter
Burmas Generäle sind abgetreten oder halten sich im Hintergrund. Jenseits von Touristenpfaden und Abseits des eigenen Volkes verschanzen sie sich in der neuen Verwaltungshauptstadt ‚Naypidaw’ im unzugänglichen Nordosten des Landes.
Aung San Suu Kyi, die Ikone und Friedensnobelpreisträgerin, ist frei und kämpferischer denn je. Für die kommenden Nachwahlen sind ‚die Lady’ und ihre Mitstreiter der ‚Nationalen Liga für Demokratie’ (NLD) bestens gewappnet. Ihre Partei gehört jetzt genauso dazu wie die der Junta. Ihre Parteisprösslinge werden wie einst jene von den Generälen von eigenen parteiinternen Lehrern „gedrillt“. Viele der politisch Inhaftierten wurden bereits entlassen oder diese ist in Aussicht gestellt.
Mit den letzten militärisch-autonomen Kampfeinheiten, wie derer im Karen – Staate; der ‚Demokratic Karen Buddhist Army’ oder der ‚Karen National Liberations Army’, sowie anderer ethnischen Gruppierungen im Karenni, Mon, oder im Arakan-Staate, wurden Friedensabkommen ausgehandelt. Wer sich dennoch weigert, wird zu langjährigen Zuchthausstrafen verdonnert. Wie der Leader der ‚Karen National Union’, Saw Mahn Nyein Maung. Er wurde wegen 'ungesetzlicher Zusammenarbeit' (unlawful association) zu 17 Jahren Haft verurteilt.
Im ewigen Unruheherd des ‚Shan – Staates’; im berüchtigten ‚Goldenen Dreieck’, ’Burma – Laos – Thailand’, das vorab von gnadenlosen und blutrünstigen Kriegs- beziehungsweise Drogenlords, wie der mann- und waffenstarken ‚Shan-State Army South’ (SSA-S) und einigen anderen kontrolliert werden, hat der ‚Staatsrat für Frieden und Entwicklung’ (SPDC; wie sich die Juntapartei selbst nennt*), lukrative Friedensabkommen abgehandelt. Diese heissen Beteiligung an sämtlichen Ressourcen der ehemaligen Waffengegner der burmesischen Junta in ihrem autonomen, abgestammten Gebiete.
Nach 50 Jahren endlich Frieden – ein Weiser Schachzug der Militärs?
Es scheint seit nun mehr als 50 Jahren tatsächlich eine Art von Waffenruhe zu Stande gekommen zu sein. Die Generäle setzen lieber auf Diplomatie oder ziehen sich ganz aus der Politik zurück um dem Westen nicht die Möglichkeit; oder gar Hand, für ein Kriegsverbrechertribunal zu bieten.
Gerade jetzt, wo eines der grössten Staudamm-Projekte der Menschheit am ‚Irrawaddy’ – Fluss (UNESCO Weltkulturerbe) auf Eis gelegt wurde; nähert sich Burma zum Schrecken Chinas auch noch Amerika und der EU zu. Notabene hat China 2,6 Milliarden Euro (3,6 Mia. US$) in das Myitsone-Kraftwerk-Projekt und zur Sicherung dieser Nutzungsrechte bereitgestellt.
Nicht nur das Hillary Clinton auf Besuch weilt, zeigt, wie weit die Demokratisierung bereits fortgeschritten ist.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage, wie Ernst es der burmesischen Regierung doch ist, ihr Land der Globalisierung, dem erhofften Wohlstand und dem Kapitalmarkt zu öffnen. Auch werden im Süden des Landes bereits riesige Gebiete an ausländische Investoren abgetreten.
Denn auch der Tourismus soll in Zukunft eine wichtige Stütze des weder allen Erwartungen erstarkendem Staates sein.
Ein wahres Schlaraffenland
Auch ist Burma reich an Bodenschätzen: Von edlen Metallen und Hölzern, reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen im Golf von Bengalen verfügt Burma über die weltweit teuersten Rubine. Trotz Amerikanischem- und EU-Embargo, hat dies den burmesischen Generälen alleine im Jahre 2006 offiziell 300'000'000.00 US$ (300 Mio. US$) an Einkünften beschert. Der Boden ist äusserst nahrhaft. Getreide, vorwiegend Reis und allerlei Früchte, können drei- bis viermal jährlich geerntet werden: Ein wahres Schlaraffenland!
Ein letztes Mal ausgetrickst…..
Durch dieses einst reichste Land Südostasiens winden sich neben den grössten Wasserwegen (60% aller Menschen in Südostasien befinden sich im Einzugsgebiet eines dieser Gewässer) auch wichtige chinesische Öl- und Gaspipelines. Burmas Generäle scheinen auf das richtige Pferd gesetzt zu haben: Sie haben den Westen vor Ihrer „Abwahl“ ein letztes Mal ausgetrickst!
*Die 'USDP' = 'Union Solidarity and Development Party' ersetzte nach den Wahlen 2010 die 'SPDC'.
Zürich, 16.12.2011